Bäume sind wichtig für das Stadtklima und bieten etlichen Tierarten einen natürlichen Lebensraum inmitten der städtischen Betonlandschaft – von Insekten über Vögel bis hin zu Säugern wie Eichhörnchen. Mit jedem Baum, der Bauarbeiten zum Opfer fällt, geht also auch ein wertvolles Stück Natur und Biotop verloren.
Bei Bauarbeiten werden Bäume trotzdem oft als Störfaktoren angesehen, die Verzögerungen und einen erhöhten Arbeitsaufwand verursachen. Die Gefahr eines Absterbens infolge von Bauarbeiten ist allerdings hoch. Denn die Bäume sind in der Regel nicht bloß einer, sondern gleich einer Vielzahl von Risiken ausgesetzt, sowohl unter- als auch überirdisch.
Besonders häufig sind Bäume entlang von Straßen betroffen, wie bei Tiefbauarbeiten oder beim Bau neuer Straßen, Geh- und Radwege. Der Hochbau stellt ebenfalls keine Ausnahme dar. Zu den typischen Gefahren zählen:
Der Baumschutz auf Baustellen beruht weder auf Freiwilligkeit, noch handelt es sich dabei um Kavaliersdelikt. Wer baut, ist dazu verpflichtet, die Bäume in unmittelbarer Baustellennähe zu schützen. Welche Vorschriften dabei gelten, regeln die jeweiligen Baumschutzsatzungen der Länder, Kommunen und Gemeinden. Grundlage für diese bilden vor allem die folgenden Normen und Richtlinien:
Ob und welche konkreten Schutzmaßnahmen zu treffen sind, muss von Baustelle zu Baustelle und von Baum zu Baum individuell beurteilt werden. Dies ist also immer abhängig vom spezifischen Bauvorhaben und dem Zustand der betroffenen Bäume
Baumschutzmaßnahmen sind bereits in der Planungsphase zu berücksichtigen. Denn werden diese erst im Laufe der Bauarbeiten getroffen, ist es häufig schon zu spät, um wirksame Schäden zu vermeiden. Deshalb erteilen Bauämter in der Regel auch nur dann eine Genehmigung, wenn sie die Auflagen für den Baumschutz erfüllt sehen.
Beispiel: Ein absterbender Baum kann etwa aus ökologischer Sicht ein wichtiger Lebensraum für Insekten und Vögel und somit erhaltungswürdig sein, aber aus Gründen der Verkehrssicherheit und Baumbiologie wiederum als nicht erhaltungswürdig gelten.Ebenso wird geprüft, ob die Bäume erhaltungsfähig sind. Dabei geht es schlichtweg um die Frage, ob die einzelnen Bäume ein Bauvorhaben überhaupt überleben würden und wie hoch ihre Lebenserwartung einzuschätzen ist. Ist ein Baum weder allzu erhaltungswürdig noch -fähig, wird das Fällen im Rahmen der Bauarbeiten unter Umständen sogar empfohlen.
Baustellen und Straßenarbeiten sind immer auch eine gute Gelegenheit, um neue Bäume zu pflanzen oder das Umfeld bestehender Bäume zu optimieren. Werden im Rahmen des Bauvorhabens etwa Straßen aufgerissen, ist es mit deutlich weniger Kosten und Aufwand verbunden, Pflanzengruben auszuheben sowie Wurzelschutzbrücken und Versorgungssysteme für Stadtbäume zu installieren.
Baumschutzzäune für den Wurzelbereich
Sofern genug Raum vorhanden ist, muss der gesamte Wurzelbereich eines Baums bei Bauarbeiten geschützt werden. Als Grundlage für die Bemessung des Wurzelbereichs dient die Kronentraufe, also jener Bodenbereich, über dem die Baumkrone liegt. Zur Kronentraufe werden dann ringsum noch weitere 1,5 Meter hinzugerechnet.
Diese Fläche wird mit einem mindestens zwei Meter hohen Zaun unzugänglich gemacht. Denn dort sind Bauarbeiten ebenso verboten wie das Befahren mit schweren Maschinen und das Abstellen von Baumaterialien. Wird der Wurzelraum verdichtet oder bedeckt, dringt nämlich zu wenig Wasser in den Boden, wodurch der Baum langsam abstirbt. Auch sind Verunreinigungen des Bodens durch chemische Stoffe zu vermeiden.
Insbesondere in dicht bebauten Städten ist häufig nicht genug Platz gegeben, um eine Belastung des Wurzelbereichs vollständig zu vermeiden. In diesem Fall ist es zulässig, den Radius des Baumschutzzauns enger zu ziehen.Ist ein Befahren des Wurzelbereichs sogar zwingend notwendig, ist eine Baustraße gemäß DIN 18920 anzulegen sowie ein Stammschutz am Baum anzubringen, wie etwa eine Baumschutzmanschette. Die Manschetten sind stabil anzubringen und müssen nach innen gut abfedern.
Baustraßen bestehen aus drei Lagen. Als Unterlage für die Baustraße dient ein Trennvlies. Darauf folgt eine Schicht aus Kies oder Schotter, deren Höhe mindestens 0,2 Meter betragen muss. Abschließend wird eine Abdeckung aus bodendruckmindernden Metallplatten beziehungsweise Lastverteilpatten (sogenannte Baggermatratzen) aufgelegt. Wichtig: Der Boden muss weiterhin Regenwasser aufnehmen können.
Weitere wichtige Hinweise zu Wurzelvorhängen:
Quellen
B_I galabau (2021): Aktuelle Normen und Regelwerke für den Baumschutz auf Baustellen
Bund Naturschutz in Bayern (o. D.): Baumschutz auf Baustellen
Gartenamt Landeshauptstadt Düsseldorf (o. D.): Baumschutz auf Baustellen. Die wichtigsten Regeln und Hilfen im Überblick
https://www.duesseldorf.de/fileadmin/Amt68/gartenamt/pdf/strassengruen/baumschutz_baustelle.pdf
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