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Baumscheiben: Pflege und BepflanzungBäume gehören zum urbanen Raum wie die Luft zum Atmen. Vielmehr noch, sie schaffen die Luft zum Atmen.

Im Fokus steht die Baumscheibe rund um den Stamm. Sie spielt eine wichtige Rolle für die Gesundheit des Baums. Daher ist es wichtig zu wissen, wie Baumscheiben optimal bearbeitet werden und was bei unterschiedlichen Standorten für die Pflege möglich ist.

 

Was sind Baumscheiben?

Mit dem Begriff Baumscheibe sind im Garten- und Landschaftsbau keine aus dem Stamm geschnittenen Scheiben gemeint. Es handelt sich vielmehr um das untere Ende eines Baumstammes, der in die Wurzeln übergeht. Dementsprechend bezeichnet man dies auch als Wurzelbrücke, die durch besonders hoch im Erdreich gelegene Wurzeln gekennzeichnet ist.

 

Dieser Bereich ist besonders empfindlich, da die Wurzeln hier etlichen äußeren Einflüssen ausgesetzt sind. Hinzu kommt, dass der Baum selbst durch die Beschattung der Krone oder das Absondern wachstumshemmender Stoffe das Wachstum anderer Pflanzen bremsen. Nicht umsonst ist der Bewuchs am Fuß von Laubbäumen auf Streuobstwiesen oder bei flachwurzelnden Bäumen eher spärlich.

Das hat gerade bei jungen Gehölzen die Funktion, dass die Pflanze ungestört von weiterem Bewuchs ohne Wasser- und Nährstoffkonkurrenz wachsen kann. Dabei sind Pflege und Schutz der Baumscheibe für die Gesunderhaltung der grünen Lungen in unseren Städten unerlässlich, zumal hier andere Bedingungen gelten.

Warum der aktive Wurzelschutz so wichtig ist

 

Die Baumscheibe ist der wohl empfindlichste Teil eines Baumes.  Er ist gewissermaßen wie eine Verteilerstation für Gas und Wasser oder ein Telekommunikationsknotenpunkt für einen Wohnblock. Werden die Wurzeln hier durch Einflüsse wie Druck, Trockenheit oder mechanische Beschädigung beeinträchtigt, kann das zu massiven Schäden am jeweiligen Baum führen. Das hat zur Konsequenz, dass sich die Stadtbegründung nicht wie gewünscht entwickelt.

 

Im schlimmsten Fall stirbt der beeinträchtigte Baum sogar langsam ab und muss mit einem hohen finanziellen Aufwand und Beeinträchtigung der Infrastruktur entfernt und ersetzt werden. Entsprechend wichtig ist der Schutz der Baumscheibe im urbanen Umfeld und vor allem im Innenstadtbereich, um die Wurzeln vor der Last fahrender oder parkender Fahrzeuge zu schützen.

 

Hierzu gibt es verschiedene Gestaltungsoptionen – angefangen vom klassischen mechanischen Schutz mit integrierter Durchlüftung bis hin zur gezielten Bepflanzung, die den Feuchtigkeitshaushalt reguliert und sogar Schädlinge von den Wurzeln fernhalten kann. Gezielte Öffnungen in der Baumscheibe ermöglichen über Wurzelraumversorgungssysteme von Humberg zudem an der Wurzelbrücke eine gezielte Bewässerung des Baumes nebst einer Bodenfeuchteüberwachung für präzise geplante Bewässerungsmaßnahmen.

 

Nicht jeder Baum kann gleich behandelt werden

Die richtige Pflege, Bearbeitung und Bepflanzung der Baumscheibe hängen sowohl vom Standort der Bäume als auch von der Baumart selbst ab. Hier sprechen wir von der sogenannten Unterpflanzbarkeit. Bäume können abhängig von ihren Eigenschaften leicht oder schwer unterpflanzbar sein. Dies müssen verantwortliche Entscheider in jedem Schritt ihrer Planung für die Standort- und Bepflanzungsauswahl berücksichtigen.

Baumscheiben von flach wurzelnden Bäumen wie Birken, Fichten oder der Spitzahorn lassen sich sehr schwer unterpflanzen, da ihre Wurzeln den Boden sehr oberflächennah durchwurzeln. So machen sie anderen Pflanzen Wasser und Nährstoffe streitig. Andere Bäume mit einem dichten Kronendach erschweren das Bepflanzen der Baumscheibe durch eine hohe Beschattung. Typische Vertreter sind Buchen und Kastanien.

 

Gerade letztere sind allerdings häufig als Stadtbäume zu finden, was eine besondere Baumscheibenpflege nötig macht. Einige Bäume wie der Walnussbaum entledigt sich der „Konkurrenz“ im Stammbereich durch seine Blätter. Diese enthalten ätherische Öle, die das Wachstum und Keinem von Samen unterbinden. Deutlich leichter zu unterpflanzen sind tiefwurzelnde Bäume wie Obstbäume, Linden, Ginkgo, Platanen oder Robinien.

Pflege und Bearbeitung von Baumscheiben

Für die Bearbeitung und Pflege der Baumscheiben gilt es einige Grundsätze zu beachten. Diese unterscheiden sich auch in Abhängigkeit von Standorten und verpflanzten Bäumen. Grundsätzlich ist bei allen Arbeitsschritten aufgrund der empfindlichen Wurzeln Vorsicht angebracht. Aufhacken oder gar Umgraben ist unbedingt zu unterlassen. Dabei wird gerade bei flach wurzelnden Bäumen das feine oberflächliche Wurzelgeflecht stark und teilweise sogar irreversibel geschädigt.

 

Unabhängig vom Standort, ist ein passendes Füllmaterial für die Baumscheibe zu wählen. Grundlage in der ausreichend großen Pflanzgrube ist immer ein geeignetes Baumsubstrat, mit dem das ausgehobene Erdreich aufgefüllt wird. Materialien wie das HUNO Unterflursubstrat von Humberg bieten gerade Stadtbäumen durch die Mischung aus vulkanischem Material und Löß optimale Wachstumsbedingungen.

 

Das Obermaterial variiert abhängig vom Einsatzbereich. In Park- und Gartenanlagen eignet sich Rindenmulch in verschiedenen Granularitätsstufen. Der Mulch schützt die Wurzeln vor Austrocknung, Hitze und konkurrierendem Bewuchs. Gleichzeitig hilft der Mulch bei der Regulation des Temperatur-, Feuchtigkeits- und Nährstoffhaushalts. Eine Durchlässigkeit für die manuelle Bewässerung ist ebenfalls gegeben. Als Alternative fungiert hochwertige Pflanzerde, wenn die Baumscheibe bepflanzt werden soll. Was im aktiv genutzten Verkehrsraum eher schwierig ist, bietet sich auf Grünflächen und Verkehrsinseln sowie in Parkanlagen und Fußgängerzonen an.

Optimaler Baumscheibenschutz im Verkehrsraum

Jede Baumscheibe muss entsprechend ihrem Standort optimal geschützt werden. Was in einem Park bereits durch eine dicke Rindenmulchschicht etwa zum Schutz vor versehentlichen Schäden mit Mähgerät erledigt ist, ist im urbanen Raum komplexer. Hier bedarf es bauliche Maßnahmen, um das Wurzelgeflecht vor dem hohen mechanischen Druck parkender Fahrzeuge oder des rollenden Verkehrs zu schützen.

 

Hierzu bieten sich etwa Baumschutz-Roste an, die das Wurzelgeflecht schützen und gleichzeitig weitreichende Bewässerungs- und Gestaltungsmöglichkeiten eröffnen. Einige Baumschutz-Roste wie die Ausführung APOLLUS von Humberg sind sogar auspflasterbar und verschwinden damit komplett unter dem Pflaster.

 

Möglich sind aber auch klassische Gitterroste sowie Aluminium, Grauguss sowie Laserroste, in die sich sogar eine Beleuchtung integrieren lässt. Ein zusätzlicher Stammschutz, wie ihn die Baumschutz-Gitter und Baumschutz-Ringe aus dem Hause Humberg bieten, schützen sowohl den Stamm als auch den unmittelbaren Wurzelübergang vor Verletzungen.

Baumscheiben erfolgreich begrünen – so geht's

Clever bepflanzte Baumscheiben machen Bäume nicht nur widerstandsfähiger, sondern haben auch noch weitere Vorteile. Das betrifft neben einer schönen Optik auch die Förderung der Artenvielfalt in der Stadt. Grundsätzlich sind noch vor der Auswahl der Pflanzen drei Punkte zu beachten:

 

  1. Pflanzlöcher: Beim Ausheben des Pflanzlochs ist Vorsicht geboten, um eine Verletzung der Wurzeln des Baumes zu vermeiden. Hier sollten Lücken im Wurzelgeflecht gezielt für Pflanzen genutzt werden, die ein größeres Pflanzloch benötigen. Allerdings sollten Pflanzlöcher nicht tiefer als 10 Zentimeter ausfallen.
  2. Zeitpunkt: Der optimale Zeitpunkt zur Bepflanzung richtet sich nach der natürlichen Vegetationsperiode. Grundsätzlich eignet sich die gesamte Wachstumsperiode des Jahres für die Bepflanzung. Ideal ist jedoch der Sommer etwa ab Juli, wenn der größte Teil des Jahreswachstums der Bäume abgeschlossen ist.
  3. Bodenfeuchte: Die Feuchte ist im inneren Bereich der Baumscheibe geringer als im äußeren Bereich. Dementsprechend eignet sich der äußere Bereich besser für Pflanzen, die eher viel Wasser benötigen. Trockenresistente Pflanzen kommen häufig auch im inneren Bereich gut zurecht. Eine zusätzliche Abdeckung mit Rindenmulch hilft dabei, den Feuchtehaushalt zu regulieren.

Welche Pflanzen eignen sich besonders für Baumscheiben?

Durch die besonderen Wuchsbedingungen unterhalb der Baumkrone am Stammfuß eignen sich nicht alle Pflanzen für die Begrünung der Baumscheibe. Besonders gut geeignet sind Farne, Gräser und Stauden, die bereits von Natur aus an das Leben im Wald beziehungsweise am Waldrand angepasst sind. Anspruchsvolle Gewächse, die selbst viel Wasser und Sonnenlicht benötigen, sind für die Begrünung weniger geeignet.

Typische Pflanzen, die in einer schattigen Baumscheibe sehr gut anwachsen, sind unter anderem Bodendecker wie Immergrün und Efeu sowie Glockenblumen, Johanniskraut und der Nieswurz. In etwas sonnigeren Baumscheiben dagegen können auch Pflanzen wie der Storchschnabel, das Purpurglöckchen, der Lavendel oder die Katzenminze anwachsen.

Tipps für den Umgang mit Baumscheiben

Die Stadtbegrünung ist auch immer ein ganzheitliches Konzept. Das aktive Einbinden der Bürgerinnen und Bürger ist hier ein starker Ansatzpunkt, um den Aufwand für die Kommune zu verringern und Bindung der Anwohner durch die Mitgestaltung zu fördern.

 

Eine charmante Variante ist die Übernahme von Patenschaften durch die Anwohner für eine Baumscheibe. Gemäß zuvor bestimmter Bepflanzungsrichtlinien können die Anwohner die Baumscheibe vor der eigenen Haustür nach eigenen Wünschen gestalten und pflegen.

 

Öffentlich sichtbar gemacht werden kann eine solche Patenschaft durch das Anbringen einer Plakette am Stammschutz oder der Stammfußeinfassung. Steht etwa in Parkanlagen oder auf Grünflächen im urbanen Raum mehr Platz zur Verfügung sind auch Urban-Gardening-Ansätze durch das Bepflanzen großer Baumscheiben mit geeigneten Nutzpflanzen denkbar.

 

Bilder:

Bild 1: Adobe Stock © Tom Bayer

Bild 2: © Humberg Baumschutz

Bild 3: Adobe Stock © julia berlinger/EyeEm

Bild 4: © Humberg Baumschutz

Bild 5: Adobe Stock © Yashkin Ilya